GMD Thomas Guggeis zu Gast im Jour Fixe des RWV Frankfurt
Die Hände reden immer mit, wenn Thomas Guggeis erzählt. Aber auch ohne ausgeprägte Gestik würde der neue GMD des Frankfurter Opernhauses sein Publikum in Bann halten, wenn er von sich und über seine Arbeit erzählt. So wie am 20. März im Holzfoyer der Oper, wo Thomas Guggeis als Jour Fixe-Gast des RWV Frankfurt zugleich auch die Rolle des Hausherrn und Gastgebers auf sich vereint. Für die Frankfurter Richard Wagner-Freunde ist der Jour Fixe in diesem exklusiven Rahmen tatsächlich eine Premiere; das Format findet erstmals im Opernhaus am Willy-Brandt-Platz statt. Über 70 Mitglieder, aber auch aktuell geförderte Stipendiaten und Mitarbeiter der Städtischen Bühnen, haben sich zu der vom Vorsitzenden Dirk Jenders perfekt vorbereiteten und unterhaltsam moderierten Veranstaltung eingefunden.
Thomas Guggeis ist gerade aus Mailand zurückgekehrt, wo er die über fünfzig Jahre alte Giorgio Strehler-Inszenierung von Mozarts Entführung aus dem Serail dirigiert hat – ein totales Kontrastprogramm zu seiner aktuellen Arbeit. Nicht nur wegen der schwierigen Akustik der Scala, sondern auch, weil in Mailand ungerührt „historische“ Inszenierungen gezeigt werden, die schon wegen des darin praktizierten Blackfacings hierzulande niemand mehr aufzuführen wagte. Nach dreieinhalb Monaten Abwesenheit ist er, wie er sagt, sehr gerne nach Frankfurt zurückgekehrt. Wie denn auch nicht! „Dieses Haus hat das beste Sängerensemble der Welt, es kann die Salome komplett mit eigenen Kräften besetzen“, so Guggeis und fügt hinzu, dass er die Strauss-Oper an manch anderem großen Haus nicht annähernd in dieser Qualität gehört habe.
Die Salome war es auch, die seinen ungewöhnlich frühen Durchbruch als Dirigent einleitete. Im März 2018 rettete er als 24-jähriger die Premiere an der Lindenoper, nachdem Christoph von Dohnanyi wegen unüberbrückbarer Differenzen mit Regisseur Hans Neuenfels kurz vor der Generalprobe das Handtuch warf. Als damaliger Assistent von Daniel Barenboim war Guggeis mit der Aufführung vertraut. „Ich hatte noch vier Tage bis zur Premiere“, wehrt er übergroße Bewunderung ab. Publikum und Feuilleton jubelten nach seinem Dirigat.
Von seinem Lehrer Barenboim spricht er mit großer Hochachtung und Wärme. „Barenboim hat eine unfassbar schnelle Auffassungsgabe, er ist selbstironisch, heiter und von einer unglaublichen Herzlichkeit.“ Guggeis fasziniert das Multitalent, das bruchlos zwischen sieben Sprachen umschaltet, vor allem aber bewundert er den Menschen, der Musik, unterschiedliche Kulturen und scheinbar politische Gegensätze zusammenführen konnte. „Musik per se ist unpolitisch, Musik ist menschlich.“