
Xi Zhai am Flügel / Christoph Jenisch als Beethoven / Dirk Jenders als Erzähler – Foto: RWV Frankfurt
Was lange währte, wurde richtig gut: nämlich die musikalische Lesung von Richard Wagners Novelle Eine Pilgerfahrt zu Beethoven. Die humorvolle Erzählung ist das erste Stück aus der 1840/41 in Paris entstandenen Aufsatzreihe Ein deutscher Musiker in Paris. Zweimal hatte die Veranstaltung wegen der Corona-Pandemie verschoben werden müssen. Jetzt begeisterte sie die Teilnehmer unseres traditionellen Events im Advent, der vor ausverkauftem Haus in Dr. Hoch’s Konservatorium stattfand.
Vorsitzender Dirk Jenders las Richard Wagners Text über dessen fiktiven Besuch als junger Komponist bei dem bewunderten Vorbild in Wien. Christoph Jenisch ergänzte den lebendigen Vortrag, indem er in die sprachlichen Rollen – und auch den Kopfschmuck – der verschiedenen Reisebegegnungen schlüpfte: der Musikanten vom Lande, eines englischen Gentleman (der manch Ungemach bereitete), des Wiener Wirts (der Fremd- und Eigennutz listig zu verbinden wusste) und natürlich die des großen Meisters mit grauem Lockenkopf („Schreiben Sie – ich höre nicht!“). In Wahrheit ist Wagner dem „Genius“ natürlich nie begegnet; er war 13 Jahre alt, als Beethoven starb.
Für exzellente musikalische Begleitung der Lesung sorgte Xi Zhai am Flügel: Mit der spritzigen Wagner-Polka zur Illustration der damals wohl sehr marktgängigen, aber von Wagner geschmähten Galopps (deren Erträge jedoch die Reisekasse füllen sollten); mit Beethovens Variationen zu Gold save the King, mit Auszügen aus der Fidelio-Ouvertüre und 9. Sinfonie sowie aus seinen Sonaten, wie der Pathétique.
Das Publikum belohnte die Aufführenden mit stürmischem Beifall. Der Abend im adventlich geschmückten Saal endete in prächtiger Stimmung bei Dresdner Stollen und Rheingold-Sekt. Und mit der Aussicht auf anregende Veranstaltungen im kommenden Jahr, wie sie mit dem neuen > Programm vorgestellt wurden.